Die angespannte aktuelle Lage in der Ukraine ist nicht nur eine Folge innerer Widersprüche, sondern in erster Linie das Ergebnis heftiger imperialistischer Rivalitäten zwischen den imperialistischen Großmächten, namentlich der russischen Imperialisten auf der einen Seite und den – auch untereinander rivalisierenden – US-amerikanischen, englischen, französischen und gerade auch deutschen Imperialisten auf der anderen Seite.

„Unsere“, also die deutschen Imperialisten, mischen sich ganz massiv und relativ offen in die inneren Angelegenheiten der Ukraine ein. Ihnen geht es dabei um die Ausdehnung ihres ökonomischen, politischen und militärischen Herrschaftsgebiets, um ihre „Osterweiterung“. Dazu nutzen sie auch das EU-Mäntelchen. Im Machtkampf der verschiedenen – mit jeweils anderen imperialistischen Großmächten verbundenen – herrschenden Cliquen in der Ukraine setzen die deutschen Imperialisten zumindest aktuell auf das reaktionäre Bündnis der ukrainischen Swoboda-Faschisten, der „Merkel-Klitschko“-Partei und anderer pro-EU-Kräfte.

Deshalb ist es hier in Deutschland eine zusätzliche Aufgabe der Solidarität mit den demokratisch-revolutionären Kräften in der Ukraine, wo es sie gibt, auf einen entscheidenden Tatbestand aufmerksam zu machen, der gerade auch bei den sich links verstehenden antifaschistischen Kräften oft gar nicht oder nur allgemein zum Thema gemacht wird: die Verbrechen des deutschen Imperialismus gegenüber der Ukraine in der Zeit des Nazi-Faschismus.

Fest steht: Keine imperialistische Großmacht – weder die russischen noch andere Imperialisten – haben auch nur das geringste Recht, sich in die inneren Angelegenheiten der Ukraine einzumischen. Am allerwenigsten die größte Mörderbande der Weltgeschichte, die deutschen Imperialisten, die 1941 die damals noch sozialistische Sowjetunion überfielen und ungeheure Verbrechen in der Sowjetunion und insbesondere auch in der Ukraine verübten.

I. Zur heutigen Lage in der Ukraine

Die Ukraine im Würgegriff
der imperialistischen Großmächte

Die Entwicklung in den verschiedensten Regionen der Welt sei es in Syrien, sei es in Ägypten, sei es in Libyen oder nun auch in der Ukraine ist in erster Linie eine Folge der zunehmenden Kämpfe um Einflussgebiete, militärische Aufmarschgebiete und ökonomische Ausbeutungsmöglichkeiten zwischen den imperialistischen Großmächten. Es ist nicht leicht, ja manchmal nahezu oder vollkommen unmöglich, angesichts der großangelegten propagandistischen Desinformation und der fehlenden Kontakte zu gut informierten revolutionären Kräften in diesen Regionen, wirklich fundierte, beweiskräftige und exakte Einschätzungen der Lage in diesen Ländern zu erhalten.

Das bedeutet jedoch nicht, dass wir gar nichts wissen. Jedoch ist unser Wissen begrenzt, instabil und oft nur auf grundlegende Eckdaten begrenzt. Wir wissen und sehen, dass in der Ukraine nicht nur ein gigantischer Propagandakrieg zwischen den russischen Imperialisten und ihren lokalen Handlangern und den westlichen imperialistischen Großmächten stattfindet, sondern dass es auch um milliardenschwere Kredite, um große Aufträge, kurz: um gigantische Pläne zur Ausplünderung der ukrainischen Bevölkerung geht auch mit Hilfe der herrschenden Klasse in der Ukraine. Die Staatskassen in der Ukraine sind geplündert. Die große Masse der Bevölkerung lebt in erschreckender Armut, wird ausgeplündert ausgeraubt, ausgebeutet.

Nach jahrzehntelanger Herrschaft großrussischer polizeistaatlich-revisionistischer Kräfte entbrannte nach 1989 innerhalb der lokalen herrschenden Klasse ein zugespitzter Kampf. Dabei versuchte und versucht diese oder jene Clique die Anbindung an diese oder jene Großmacht zu favorisieren und durchzusetzen.

Es gelang ihnen, durch Imitation von Protestformen wie z.B. Platzbesetzung, aber auch durch den Einsatz gekaufter militanter Elemente, oft genug Faschisten, Zehntausende in diesen ihren Kampf einzubeziehen und den Eindruck zu erwecken, als ob dies bereits ein Kampf der Massen für ihre eigenen Interessen sei. Es liegt auf der Hand, dass dies nicht der Fall ist.

Dagegen spricht die Tatsache, dass bei der sogenannten Protestbewegung in der West-Ukraine faschistische Kräfte ungestraft als Bündnispartner angesehen werden. Dagegen spricht ebenso die Tatsache, dass in der Ost-Ukraine ein Großteil der teilweise militärisch bewaffneten Aktionen mit Unterstützung und Beifall der russischen herrschenden Klasse unter Führung Putins stattfindet.

Welchen Einfluss die sicherlich existierenden kleinen, sich antifaschistisch, revolutionär oder kommunistisch verstehenden Gruppen wirklich in diesen Bewegungen haben, ist eine schwierige Frage, die wir nicht wirklich beurteilen können.

Es gilt Kontakte herzustellen, Besuche zu organisieren, sich zu informieren und zu diskutieren, um nach unseren Kräften solidarisch dort zu helfen, wo wirklich unabhängige, demokratische, gegen Antisemitismus und Nationalismus kämpfende Kräfte vorhanden sind, wo die Perspektive des Kampfes für eine revolutionäre, für eine kommunistische Entwicklung sichtbar oder absehbar ist.

Deutscher Chauvinismus innerhalb der deutschen antifaschistischen Bewegung

Es ist wichtig und richtig, dass die internationalistisch eingestellten Antifaschisten und Antifaschistinnen auf der ganzen Welt heute die faschistische Bewegung in der Ukraine genau beobachten, anprangern und bekämpfen. Es ist auch verständlich, dass in diesem Zusammenhang angesichts der Verherrlichung der ukrainischen faschistischen Banditenführer in der heutigen Ukraine sehr genau und sehr detailliert auf die Verbrechen der ukrainischen Faschisten zur Zeit der deutschen Okkupation in der Ukraine hingewiesen wird. Allerdings ist es uns ein wichtiges Anliegen, diese Verbrechen der faschistischen Kollaborateure, insbesondere auch gegen die jüdische Bevölkerung in der Ukraine, in doppelter Hinsicht in den richtigen Kontext zu stellen:

Erstens waren es unleugbar vor allem die deutschen Nazi-Faschisten, die diese Verbrechen geplant und im großen Umfang durchgeführt haben. Sie sind mit Abstand die Hauptverantwortlichen. Sie sind die Hauptverbrecher.

Zweitens: Die übergroße Mehrheit der Bevölkerung in der Ukraine hat sich an dieser Kollaboration nicht beteiligt. Die rund 40 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der damaligen Ukrainischen Sowjetrepublik hatten rund 7 Millionen von den Nazis Ermordete zu beklagen. Unvergleichlich größer als der kollaborierende Anteil war der Anteil der Bevölkerung, der als Soldatinnen und Soldaten der Roten Armee, aber auch als Partisaninnen und Partisanen gegen die Nazi-Faschisten gekämpft hatte.

Es ist wahr: Zehntausende Ukrainer stellten sich den Nazis zu Diensten. Aus ihnen wurden Formationen von „Hilfswilligen“ aufgestellt. Auch stehen sie im Fokus, weil sie oft als Wachmannschaften in Nazi-Vernichtungslagern wie Treblinka oder Sobibor, aber auch in den KZs und Ghettos von den deutschen Nazifaschisten eingesetzt wurden. Dennoch: Diese sicherlich nicht ganz kleine Minderheit repräsentierte nicht die große Masse der kämpferischen ukrainischen Bevölkerung.

Nichts ist arroganter und deutsch-chauvinistischer, als wenn selbsternannte deutsche Linke mit erhobenem Finger gerade auf diese Kollaborateure und Reaktionäre verweisen. Demgegenüber ist entscheidend, auf den gigantischen Anteil der ukrainischen Arbeiterinnen und Arbeiter, der Bäuerinnen und Bauern sowie Intellektuellen hinzuweisen, die mit ihrem Kampf Seite an Seite mit den anderen Teilen der sowjetischen Bevölkerung wesentlich dazu beigetragen haben, dass der Nazifaschismus überhaupt besiegt wurde. Dieser Beitrag ist entscheidend ohne die andere, aber zweitrangige Seite der Medaille deswegen zu verleugnen.

Ausgangspunkt unserer heutigen Solidaritätsbe-mühungen mit den antifaschistischen und revolutionären Kräften in der Ukraine ist deshalb als erstes die tiefempfundene Dankbarkeit für den gigantischen Kampf der großen Masse der ukrainischen Bevölkerung gegen den Nazi-Faschismus zur Befreiung Europas von den Nazifaschisten!

II. Nichts vergeben, nichts vergessen – Nazi-Verbrechen in der Ukraine

Zentrale Kriegsziele des nazi-faschistischen
deutschen Imperialismus

Als die Nazi-Wehrmacht und SS-Einsatzgruppen am 21. Juni 1941 die sozialistische Sowjetunion überfielen, waren die Kriegsziele des deutschen Imperialismus klar abgesteckt im Dokument „Fall Barbarosssa“ vom Dezember 1940: Vernichtung des Sowjetstaats, Besetzung des Landes, Inbesitznahme seiner Rohstoff- und Lebensmittelquellen, Ermordung von Millionen Sowjetbürgern, Versklavung der Überlebenden. (Siehe Kasten: „Generalplan“ Ost)

Es war zudem ganz offen und öffentlich von Hitler vor dem Reichstag am 30. Januar 1939 die „Vernichtung der jüdischen Rasse“, die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung im Nazi-okkupierten Europa auf dem Weg zur Vernichtung der sozialistischen Sowjetunion, des „jüdischen Bolschewismus“ angekündigt worden. Beides blieb keine Phrase. In der Tat wurde ganz bewusst zunächst vorrangig die jüdische Bevölkerung der Ukraine systematisch aufgespürt und ermordet.1

Dieser Kampf zur „Vernichtung der jüdischen Rasse“, und das muss betont werden, diente als erstes der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung und hatte zudem eine zweite wesentliche und unverzichtbare Funktion. Es ging darum, die Bevölkerung der überfallenen Länder in verschiedene Kategorien einzuteilen, um bei der Eroberung und Herrschaftsabsicherung der überfallenen Länder leichter voranzukommen. Darauf hat der sowjetischer Historike, Wassili Grossman, 1946 ausdrücklich hingewiesen:

„In den von den faschistischen deutschen Truppen besetzten Gebieten wurden die Juden ständig gegen die anderen Nationen ausgespielt. Und weshalb? Weil die Abrechnung mit den Juden den Anschein erwecken sollte, als sei das entscheidende Ziel des von den deutschen Faschisten ausgeübten Terrors die Vernichtung der Juden, während alle anderen Völker angeblich davon verschont bleiben würden.“2

Fakt ist: Die jüdische Bevölkerung wurde sofort und als erstes separiert und terrorisiert. Ihre Vernichtung wurde im großen Umfang durchgeführt, um die anderen Teile der Bevölkerung einzuschüchtern und ein Exempel zu statuieren. Alle anderen Bevölkerungsteile sollten sehen, mit wem sie es zu tun haben, um sie so besser unterdrücken und ausbeuten, ja teilweise auch zur Kollaboration zwingen oder ermuntern zu können.

Besonders in den ersten Tagen, Wochen und Monaten nach dem Nazi-Überfall wurde die Ermordung von Abertausenden jüdischer Menschen auch als „Vergeltung“, als „Sühne“ für angebliche Verbrechen der „bolschewistischen Untermenschen“, der „jüdischen Bolschewisten“ hingestellt. Dabei wurde der mörderische Antisemitismus auch aufs engste mit mörderischem Antikommunismus, mit dem Ziel der Vernichtung aller kommunistischen Kräfte verbunden.

Verbrechen der Nazi-Faschisten in der Ukraine

Zur Umsetzung der nazistischen Pläne im Krieg gegen die sozialistische Sowjetunion wurde vor dem Überfall eine Reihe von Befehlen der Nazi-Wehrmacht ausgearbeitet. Dazu gehörten der „Kommissar-Befehl“, der „Barbarossa-Gerichtsbarkeitsbefehl“, die „Richtlinien für das Verhalten der Truppe in Russland“, die „rücksichtsloses Durchgreifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure und Juden“ fordern, sowie die „Anordnungen für die Behandlung russischer Kriegsgefangener“. Der sogenannte „Barbarossa-Gerichtsbarkeitsbefehl“ vom 13. Mai 1941 forderte zur straflosen Ermordung von Partisanen und verdächtigen Personen auf. Am 6. Juni 1941 erließ das Oberkommando den berüchtigten „Kommissar-Befehl“, mit dem die Vernichtung nicht nur der Politkommissare der Roten Armee, sondern auch aller Funktionäre der KPdSU(B) und des Sowjetstaats angeordnet wurde.

Die nazi-faschistischen Verbrechen begannen mit dem ersten Tag des Überfalls. Beim Einfall Richtung Moskau begingen die Nazi-Soldaten in ihren verschiedenen Formationen fürchterliche Mordtaten auch gegen die Zivilbevölkerung und zuallererst gerade auch gegen die jüdische Bevölkerung, bevor es unter dem Druck und dem Vormarsch der sowjetischen Roten Armee und hunderttausender Kämpferinnen und Kämpfer der Partisanenverbände schließlich 1944 gelang, die Nazi-Okkupanten vollständig zu vertreiben. Die Nazis überzogen die UdSSR mit unglaublichem Terror. Im Zweiten Weltkrieg wurden insgesamt rund 27.650.000 sowjetische Menschen ermordet, davon allein im ersten Kriegsjahr 1941 insgesamt 8,7 Mio. Menschen. Bei einer Gesamtbevölkerung von 160 Mio. bedeutete dies, dass fast jeder sechste Einwohner des Landes ermordet wurde. Zwei Drittel der Ermordeten waren Zivilisten.3

Das millionenfache Morden in der Ukraine wie auch in den anderen von den Nazis besetzten Teilen der UdSSR wurde von den Angehörigen der SS-Einsatzgruppen, der Nazi-Wehrmacht, der Gestapo und der Nazi-Polizei verübt. Die Nazi-Führung setzte zehntausende ukrainische „Milizen“ und „Hilfspolizisten“ ein. Die SS-Einsatzgruppenführer genehmigten öffentliche Pogrome innerhalb von 48 Stunden nach Eroberung einer Stadt.4

Die schreckliche Bilanz dieser Nazi-Mordverbrechen nach drei Jahren Terror, Vernichtung und Zerstörung, die erstmals im Nürnberger Prozess gegen die Nazi-Hauptkriegsverbrecher 1946 komprimiert zusammengetragen und vorgelegt wurde, hatte in der Ukraine kaum fassbare Ausmaße angenommen.

Nazi-Wehrmacht und Nazi-Einsatzgruppen haben auf dem Gebiet der heutigen Ukraine zirka 1,5 Millionen jüdische Menschen ermordet.5 Aus der Zivilbevölkerung wurden insgesamt mehr als 2,5 Millionen Menschen ermordet. Infolge der von den Nazis herbeigeführten unerträglichen Lebensbedingungen während der Okkupation sind 1,5 Millionen umgekommen.6 Insgesamt wird die Zahl der durch die verbrecherische Nazi-Herrschaft in der Ukraine zu Tode gekommenen Menschen auf 5-7 Millionen geschätzt.7 Hinter diesen kaum vorstellbaren Zahlen verbergen sich millionenfache Einzelschicksale.

Massenmord an der jüdischen Bevölkerung

Systematisch und mit besonderer Grausamkeit gingen die Nazi-Schergen gegen die jüdische Bevölkerung vor. Diese wurde separiert, zu Hunderttausenden erschossen und auch unter Einsatz von Giftgas in besonders präparierten Lastwagen oder dann in Vernichtungslagern ermordet.

Bis 1941 lebten etwa 530.000 jüdische Menschen in dem ehemals polnischen Galizien, in der heutigen Westukraine und 1,6 Millionen jüdische Menschen in den besetzten Gebieten der sowjetischen Ostukraine. Es wird geschätzt, dass zwar rund ein Drittel der jüdischen Bevölkerung auf dem Gebiet der Ukraine von 1941 noch vor den Nazis evakuiert werden bzw. fliehen konnte. Viele andere konnten dies nicht, waren krank, zu alt oder waren aus anderen Gründen an den Ort gebunden. Von der jüdischen Bevölkerung der Sowjetunion wurden von über 5 Millionen fast 3 Mio. Menschen ermordet. Rund 1,5 Millionen jüdische Menschen wurden auf dem Territorium der heutigen Ukraine von den Nazis ermordet.8

In den Städten und Orten wurden Zehntausende von der Nazi-Wehrmacht und der SS zu Hinrichtungsorten außerhalb getrieben und durch Massenerschießungen ermordet. Am bekanntesten sind die Massenerschießungen der Kiewer Jüdinnen und Juden in der Schlucht von Babi Jar.

Kiew hatte – neben Odessa – die größte jüdische Gemeinde mit 180.000 Jüdinnen und Juden. Am 19. September 1941 marschierten die Nazis ein. Eine Woche später verübten die SS-Einsatzgruppen zusammen mit der Nazi-Wehrmacht ein unglaubliches Massenmorden. In der Schlucht von Babi Jar erschossen sie innerhalb von zwei Tagen zirka 33.000 Jüdinnen und Juden.9 Die Propagandakompanie 637 der Nazi-Wehrmacht hatte zuvor 2000 Plakate drucken lassen. Damit wurde die jüdische Bevölkerung aufgefordert, sich am 29. September um eine bestimmte Uhrzeit an einem bestimmten Platz einzufinden.10 Nazi-Wehrmachtseinheiten sperrten die Schlucht ab. Unter freiem Himmel standen Schreibtische der Nazi-Mörder für die „ordnungsgemäße“ Registrierung. Danach mussten sich alle – Männer, Frauen, Kinder – entkleiden. Die Kleidungsstücke wurden eingesammelt und akkurat zusammengelegt. 100 LKWs sollten später notwendig sein, um die Kleidung der Erschossenen als „Spende“ für die „NS-Volkswohlfahrt“ abzutransportieren.11 Dann mussten sich die Juden in Gruppen am Rande des Abgrunds aufstellen und wurden von hinten erschossen. Kleinkinder wurden bei lebendigem Leib in die Schlucht gestoßen.12 Nach vollbrachtem Massenmorden wurden die Wände der Schlucht gesprengt und zum Einsturz gebracht, um die Leichenberge zu verdecken. Im Bericht des Nazi-Hauptmanns Koch, dem Beauftragten des Ministeriums für die besetzten Ostgebiete, heißt es:

„Als Sühne … wurden am 29. und 30. September die Juden der Stadt liquidiert, insgesamt (nach Angabe des SS-Einsatzkommandos) rund 35 000 Menschen, zur Hälfte Frauen.“13

In der nach der Befreiung Kiews erfolgten „Eingabe der Zeugin Gorbatschowa N. T. über die Vernichtung sowjetischer Menschen durch die deutschen Verbrecher in Babi Jar“ vom 28. November 1943 heißt es:

„..habe ich selbst gesehen, wie nach Babi Jar im Laufe des Tages etwa 40 Lastkraftwagen fuhren, vollbeladen mit Einwohnern jüdischer Nationalität: Männern, Frauen und Kindern, wobei einige Frauen Säuglinge in den Armen hielten.

Ich und noch einige Frauen, die in der Nähe von Babi Jar wohnen, begaben uns, von den deutschen Wachen unbemerkt, zu der Stelle, an der die Autos haltmachten und die Menschen abgeladen wurden. Wir sahen, dass die Deutschen etwa 15 Meter vom Anfang des Babi Jar die Juden sich zu entkleiden zwangen und ihnen befahlen, den Babi Jar entlang zu laufen. Dabei schossen die Deutschen mit Maschinenpistolen und Maschinengewehren auf die Laufenden.

Ich habe selbst gesehen, wie die Deutschen Säuglinge in die Schlucht hinabwarfen. In der Schlucht befanden sich nicht nur Erschossene, sondern auch Verletzte und sogar lebende Kinder. Dennoch schütteten die Deutschen die Schlucht zu; dabei war zu bemerken, dass sich die dünne Schicht Erde über den Menschenleibern bewegte. […] Die Judenerschießungen dauerten mehrere Tage.“14

In Kiew ermordeten die Nazis insgesamt ca. 60.000 Juden und Jüdinnen.15 In der ganzen okkupierten Ukraine wurden sofort nach dem Einmarsch der Nazi-Wehrmacht zahlreiche Massenmorde an der jüdischen Bevölkerung ähnlich denen in Babi Jar durchgeführt (siehe Kasten: Systematische Ermordung der jüdischen Bevölkerung unmittelbar nach Kriegsbeginn).

Wassili Grossmann versucht zu erklären, wie dies den Nazis gelang:

„Den Menschen lag der Gedanke, dass alle zur Hinrichtung verurteilt waren, so fern, und die ungeheuerliche Vernichtungsaktion traf sie so überraschend, so unerwartet, dass sie sich nicht zum Widerstand gegen ihre Henker sammeln konnten. … Den Faschisten kam außerdem zustatten, dass die gesamte wehrfähige jüdische Bevölkerung beim Einmarsch der Okkupanten in den Reihen der Roten Armee kämpfte und die Mehrheit der arbeitsfähigen Einwohner zusammen mit den Werken, Fabriken und sowjetischen Dienststellen evakuiert worden war. Somit waren den Schlägen der Henker vor allem die Hilflosesten, Schwächsten und Unorganisiertesten ausgesetzt: die Alten, Kranken, Invaliden, Minderjährigen oder aber Menschen, die eine größere Zahl vorwiegend arbeitsunfähiger und kranker Familienmitglieder zu versorgen hatten. An ihnen, den Hilflosen und Unbewaffneten, verrichteten die mit automatischen Waffen ausgestatteten motorisierten SS-Regimenter, die Polizeiregimenter, die Kommandos der Gestapo, die Sturm- und Wachabteilungen ihre grausame Henkersarbeit.“16

Neben den Massenerschießungen kamen auch insbesondere in der östlichen Ukraine sogenannte „Todeswagen“ zum Einsatz. Das waren umgebaute LKWs, in denen Jüdinnen und Juden durch Zufuhr von Abgas ermordet wurden. In einem Nazi-Bericht vom 5.6.1941 an die Führung der SS wird in der Nazi-Sprache davon gesprochen, dass allein seit Dezember 1941 „mit 3 eingesetzten Wagen 97.000 verarbeitet“ wurden. Es ist davon auszugehen, dass zehntausende Juden und Jüdinnen mit diesen „Todeswagen“ in der Ukraine ermordet wurden.17 (Siehe auch Kasten: Dokument der Nazi-Mentalität: Gaswagen als Mittel zur Massenvernichtung)

Nach den Pogromen, Misshandlungen und Schikanen unmittelbar nach dem Einmarsch in eine Stadt oder in ein Dorf folgte die Registrierung und Kenntlichmachung aller jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner. Diese wurden in Ghettos und Lager gesperrt. Dort mussten sie unter unsäglichen Bedingungen ihr Dasein fristen, bis sie zumeist dann ebenfalls ermordet wurden. Ludwig Fleck, ein Überlebender der Massenmorde von Juli 1941 in Lwow (Lemberg), berichtet über das Ghetto in Lwow:

„Das Ghetto in Lemberg war zuerst in einem Stadtteil, der nicht weniger als ein Fünftel der Stadt ausmachte. Juden gab es in Lemberg etwa 140.000 oder 30 Prozent der Bevölkerung… Das Ghetto dauerte vom Herbst 1941 bis zum August 1942, wobei man täglich Schikanen der ärgsten Art ausgesetzt war. Eine Selbstverständlichkeit war es, dass die SS oder die Wehrmacht, wenn sie irgendetwas brauchte, sei es an Einrichtung, Kleidung oder sonstigen Gegenständen, es einfach bei der Leitung des Ghettos anforderte, worauf es unentgeltlich beigeschafft werden mußte. Im August 1942 begann unter dem Kommando des SS-Gruppenführers und Generals der Polizei Kazmann die antijüdische Massenaktion. Die erste Etappe dauerte etwa 14 Tage. Es wurden an die 50.000 Juden, hauptsächlich Alte, Kranke und Kinder, nach Belzec verschleppt, wo sie, wie später durchsickerte, vergast worden sind… Im Herbst 1942 gab es noch etwa 15.000 Juden im Ghetto – in das aus der Umgebung laufend Nachschub kam – und rund 12.000 im Arbeitslager … bis sie im März 1943 alle ermordet und die Gebäude niedergebrannt wurden.“18

In der Westukraine wurde ein ganzes Netz von Zwangsarbeitslagern errichtet u.a. in den Gebieten Lwow, Tarnopol, Stanislawow, Przemysl, Sambor, Rudki, Brzezany, Jaworow, Zokiev, Przemyslany, Jaryschew.19 Dort mussten die Jüdinnen und Juden Zwangsarbeit verrichten, wurden sie misshandelt und ermordet.

Ab Mitte 1942 begannen die Nazis, die Ghettos und Lager zu liquidieren. Die bis dahin überlebenden Jüdinnen und Juden wurden zumeist in Nazi-Vernichtungslagern wie Belzec abtransportiert und dort ermordet. Nachdem die Massenmorde in den alliierten Ländern bekannt geworden waren, versuchten die Nazis mit der so genannten „Aktion 1005“ die Spuren ihrer Verbrechen zu beseitigen, z. B. in Babi Jar. Sie ließen die Ermordeten ausgraben und verbrannten sie. Dabei wurde die Asche der Ermordeten durchsucht, um Wertsachen und Zahngold zu rauben.20

Systematische Vernichtung der Roma

In der Sowjetunion lebten rund 60.000 Roma, 40.000 von ihnen im europäischen Teil der Sowjetunion. Die Nazis ermordeten 30.000 Roma im Zuge ihres rassistischen Vernichtungskriegs.

Roma wurden aus rassistischen Motiven auch in der Ukraine ermordet, zusammen mit Juden und Jüdinnen, wie aus einem geheimen Bericht von Heydrich vom 23.4.1942 über die im Nazi-Jargon sogenannte „Bereinigung der Judenfrage“ hervorgeht. Unter der Überschrift „C. Juden“ heißt es dort:

„Auf der Krim wurden 1.000 Juden und Zigeuner exekutiert.“21

Auch unter den Opfern der Massaker in der Schlucht von Babi Jar waren mehrere Hundert Roma.22 In Shitomir befanden sich unter den Opfern der Massaker laut dem Bericht einer sowjetischen Untersuchungskommission ebenfalls zahlreiche Roma.23

Bei den Massenmorden auf der westlichen Krim Mitte November bis Mitte Dezember 1941 wurden auch über 800 Roma erschossen. Das Massaker in der Krim-Stadt Simferopol im Dezember 1941 brachte der gesamten Roma-Bevölkerung der Stadt den Tod durch die Nazi- Mordkommandos der SS-Einsatzgruppe D. Im SS-Bericht vom 9. Januar 1942 heißt es lapidar:

„In Simferopol außer Juden- auch Krimtschaken- und Zigeunerfrage bereinigt.“24

Massenhafte Ermordung von Behinderten und Kranken

Bei den Massenmorden an der jüdischen Bevölkerung und den Roma in der Sowjetunion wurden gezielt und systematisch auch Behinderte und Kranke ermordet. Nach Schätzungen sind insgesamt etwa 10.000 bis 20.000 geistig Behinderte und Kranke in der UdSSR durch die Nazis ermordet worden.25

Behinderte und Kranke wurden auch in der Ukraine massenhaft ermordet. So wurden z.B. in Dnepropetrowsk 1.500 Kranke und Behinderte ermordet.26 In Kiew fielen 1941/1942 rund 800 Patienten der Psychiatrischen Klinik dem Nazi-Morden zum Opfer.27 Im Februar 1942 wurden in Winniza mindestens 800 psychisch Kranke der Psychiatrischen Klinik vergiftet.28

Massenmord an der sowjetischen Bevölkerung und an sowjetischen Kriegsgefangenen der Roten Armee

Auf mehreren Seiten in der Anklageschrift des Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946 werden Massenmordaktionen der Nazi-Wehrmacht, der SS sowie der deutschen Polizeieinheiten an sowjetischer Zivilbevölkerung in der UdSSR geschildert: Massenmord durch Erschießen, Erschlagen, Ertränken und durch Anwendung von Giftgas an Hunderttausenden Männern, Frauen und Kindern.29

Im Gebiet von Odessa sind200.000, in Charkow 195.000 Ermordete belegt.30

In Kiew waren nach 778 Tagen Nazi-Besetzung 200.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt zu Tode gefoltert, erschossen oder in Gaskammern umgebracht worden. Allein in Babi Jar wurden über 100.000 Männer, Frauen und Kinder ermordet. Über 100.000 wurden zur Zwangsarbeit verschleppt. Vor dem Krieg hatte Kiew rund 900.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Nach der Befreiung waren es nur noch 180.000 Menschen.31

Über die Verbrechen der Nazis im Gebiet von Winniza heißt es in einer sowjetischen Mitteilung nach der Befreiung dieses Gebiets vom 12. Mai 1944:

„Das Gebietsamt für Statistik teilt mit, dass allein in 24 Rayons des Gebiets von den faschistischen deutschen Okkupanten 101.139 Einwohner zu Tode gemartert, erschossen oder auf andere Weise vernichtet und 64.076 zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt worden sind; davon wurden in der Stadt Winniza 41.620 Einwohner zu Tode gemartert, erschossen oder auf andere Weise vernichtet und 13.400 zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt.“32

Systematisch wurden Massenmorde an der Zivilbevölkerung als „Vergeltung“ für Partisanenaktionen begangen. Drei Beispiele von Ende November, Anfang Dezember 1941 stehen für viele andere:

■ Am 28.11.1941 machte ein Nazi-Divisions-kommandeur folgende Bekanntmachung über die Vernichtung von Dörfern als Maßnahme zur Unterdrückung der ukrainischen Partisanen:

„In den letzten Tagen haben die deutschen Truppen viele Banden vernichtet, deren Mitglieder erschossen und ihre Führer aufgehängt.

Wie festgestellt wurde, erhielten die Banditen Hilfe von der Bevölkerung. Infolgedessen wurden folgende Maßnahmen getroffen:

1. Das Dorf Baranowka wurde niedergebrannt.
2. Das Dorf Obuchowka wurde niedergebrannt
und die Einwohnerschaft erschossen.
3. Zahlreiche Verbindungsleute wurden in
verschiedenen Dörfern erschossen.“33

Am 29. November 1941 gab der Nazi-Stadtkommandant von Kiew, Eberhard, bekannt:

„In Kiew wurde eine Nachrichten-Anlage böswillig beschädigt. Da die Täter nicht ermittelt werden konnten, wurden 400 Männer aus Kiew erschossen.“34

Nazi-Plakat zum Massenmord an 100 Einwohnern Kiews als „Vergeltung“ für Partisanenaktionen
Nazi-Plakat zum Massenmord an 100 Einwohnern Kiews als „Vergeltung“ für Partisanenaktionen

■ Am 6. Dezember 1941 veröffentlichte der Nazi-Stadtkommandant von Dnepropetrowsk die Bekanntmachung:

„Am 2. Dezember 1941 wurde in Dnepropetrowsk ein Attentat auf einen deutschen Offizier verübt. Als Sühnemaßnahme sind 100 Geiseln aus der Dnepropetrowsker Einwohnerschaft erschossen worden.“35

Systematisch machten die Nazi-Schergen Jagd auf Kommunistinnen und Kommunisten.

Kriegsgefangene Rotarmistinnen und Rotarmisten wurden gemäß dem Programm der „Ausrottung der bolschewistischen Untermenschen“ planmäßig ermordet. Aushungern, Vergiften und Erschießen, Mord durch grausame medizinische Versuche – das waren einige der grausamen Mittel, mit denen die Nazi-Mörder sowjetische Kriegsgefangene systematisch ermordeten. In der Nürnberger Anklageschrift heißt es daher:

„Die Behandlung von Sowjet-Kriegsgefangenen war durch ganz besondere Unmenschlichkeit charakterisiert.“36

Vom Juni 1941 bis Februar 1945 fielen 5,7 Mio. Rotarmistinnen und Rotarmisten den Nazi-Schergen in die Hände und gerieten in Gefangenschaft. Kriegsgefangen bei den Nazis bedeutete für über die Hälfte von ihnen den sicheren Tod: 3,3 Mio. wurden ermordet, davon allein 2 Mio. in den ersten acht Monaten seit Beginn des Nazi-Überfalls.37

In der Ukraine wurden nach Schätzungen mindestens 1 Million Rotarmistinnen und Rotarmisten von den Nazis gefangengenommen,38 die Zahl der insgesamt Ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen in der Ukraine ist uns nicht bekannt. Allein in der Zhytomir Region sind über 100.000 sowjetische Kriegsgefangene von den Nazis ermordet worden.39 Anhand dieser und anderer bekannter Massenmorde und von vorliegenden Nazi-„Schätzungen“ muss insgesamt von mehreren hundertausend Ermordeten ausgegangen werden.40

Mit welcher Grausamkeit und Systematik die Nazis vorgingen und welches Ausmaß die Massenmorde an sowjetischen Kriegsgefangenen in der Ukraine annahmen, zeigen zwei Beispiele.

Erstens: In einer Eingabe von elf Einwohnerinnen und Einwohnern Charkows an die Zentrale Kommission zur Untersuchung der Greueltaten der deutschen Okkupanten bei der Erschießung verwundeter Kriegsgefangener vom Dezember 1943 heißt es:

„Wir Bewohner des Hauses Trinklerstraße 14 und Pokrowski-Gasse 3 (Charkow) waren Zeugen unerhörter Bestialitäten der deutschen Okkupanten in der Stadt Charkow. Während der zweiten Besetzung der Stadt erschossen die Deutschen verwundete Rotarmisten, die in einem Lazarett lagen; einen Rotarmisten erhängten sie an der Tür des Schuppens, der zu dem Haus Trinklerstraße 12 gehört. Als wir eines Morgens aus dem Haus traten, sahen wir an der Tür einen gekreuzigten Rotarmisten. Die waagerecht ausgestreckten Arme waren festgenagelt, die Füße stießen gegen den Boden, der Kopf mit abgeschnittenen Ohren hing herab, die Geschlechtsorgane waren abgeschnitten, die Hosen bis zu den Knien herabgelassen, und auf der Brust trug er eine Binde mit der Aufschrift ‚Juda‘.“41

Zweitens: Nach der Befreiung der Ukraine stellte eine sowjetische Kommission in einem Protokoll über die Massenvernichtung kriegsgefangener Sowjetbürger in den Lagern des Orts Darniza, Gebiet Kiew fest:

„An den oben bezeichneten Stellen in dem Ort Darniza und Umgebung beläuft sich die Zahl der Leichen von Kriegsgefangenen und anderen Sowjetbürgern, die während der zeitweiligen Besetzung von den Deutschen getötet worden oder umgekommen sind, auf über 68.000. Sie verteilen sich wie folgt:

a) Im Wald in der Nähe des großen Lagers
11.000 Leichen,

b) Auf dem Friedhof und in dessen nahen Umkreis
40.000 Leichen,

c) An anderen Stellen in Darniza und Umgebung
17.000 Leichen.“42

Verschleppung zur Zwangsarbeit nach Deutschland, Vertreibung und Germanisierung, Zerstörung und Raub

Zwangsarbeit und Germanisierung

Rund 3 Millionen Menschen aus der Ukraine wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt, wo viele von ihnen aufgrund der mörderischen Lebens- und Arbeitsbedingungen starben.43

Am 4. September 1942 ordnete der Nazi-„Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz“ Sauckel „die sofortige Hereinnahme von 400.000 bis 500.000 hauswirtschaftlichen Ostarbeiterinnen aus der Ukraine im Alter von 15 bis 35 Jahren“ an.44

1942 wurde begonnen, die Ukraine zu germanisieren und „kolonisieren“. Südlich von Shitomir und nördlich von Berdyciv entstanden unter dem Namen „Hegewald“ Siedlungsgebiete für „Volksdeutsche“. Dort sollten nach Verschleppung und Ermordung der ukrainischen Bevölkerung auf 6750 km2 rund 45.000 deutschsprachige Ukrainer angesiedelt werden.45 Die Realisierung dieses Vernichtungs- und Vertreibungsplans war auf etliche Jahre und Jahrzehnte angelegt.

Wirtschaftliche Ausplünderung,
Raub und materielle Schäden

In den von den Nazis besetzten Gebieten der Sowjetunion führte der deutsche Imperialismus seine „Neuordnung“ ein: hemmungsloser Raub, Menschenvernichtung, Kolonisierung des Landes und Versklavung der verbleibenden Bevölkerung.

In der gesamten Sowjetunion wurden 1.710 Städte, über 70.000 Dörfer von den Nazis ganz oder teilweise zerstört.46 Die Ukraine, wie auch die anderen von den Nazis besetzten sowjetischen Gebiete, lag am Kriegsende in Trümmern. Dort wurden hunderte Städte und tausende Dörfer zerstört. Insgesamt wurde in den Städten der Ukraine ca. 50 Prozent des gesamten Wohnraums von den Nazis zerstört.47 Z. B. Charkow: Es wurde innerhalb von 13 Monaten zweimal befreit und von den Nazi-Truppen wieder zurückerobert. Nach ihrer endgültigen Befreiung bestand die Stadt nur noch aus Schutt und Ruinen. Die Nazis versuchten das Land in eine „Wüstenzone“ zu verwandeln, nachdem sie ihren Rückzug antreten mussten. Schächte wurden unter Wasser gesetzt, Industrieanlagen zerstört, die landwirtschaftlichen Bestände weitgehend dezimiert, Wohnhäuser niedergbrannt.48

Abtransport geraubter Lebensmittel nach Nazi-Deutschland
Abtransport geraubter Lebensmittel nach Nazi-Deutschland

Der Nazi Theodor Oberländer, politischer Leiter des Bataillons „Nachtigall“, das in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 1941 das Pogrom in Lwow beging, erklärte in einem Bericht vom 28. Oktober 1941 „die zwingende Notwendigkeit, aus dem Lande alles für die Sicherstellung der deutschen Ernährung herauszupressen.“49 (Siehe Kasten zum Generalplan Ost)

Dies wurde dann auch systematisch von den Nazis durchgeführt. In einem Schreiben des Nazi-Führers Rosenberg an Bormann vom 17. Oktober 1944, das im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher als Dokument US-338 vorgelegt wurde, wird festgestellt, dass die Nazis allein von 1943 bis zum 31. März 1944 folgendes Raubgut aus der Ukraine nach Nazi-Deutschland geschickt hatten:

„Getreide: 9200000 Tonnen; Fleisch und Fleischprodukte: 622000 Tonnen; Ölsaat: 950000 Tonnen; Butter: 208000 Tonnen; Zucker: 400000 Tonnen; Viehfutter: 2500000 Tonnen; Kartoffeln: 3200000 Tonnen usw.“50

Insbesondere war die Ukraine als Getreidelieferant zentral für den deutschen Imperialismus. Ukrainisches Brotgetreide machte 79 Prozent aller Lieferungen aus den von den Nazis besetzten Gebieten im Osten aus.51

Der materielle Schaden, den die UdSSR insgesamt durch den Nazi-Überfall erlitt, belief sich zusammen mit den notwendigen Rüstungsausgaben und den Einbußen an Einnahmen aus Industrie und Landwirtschaft auf 2 Billionen 569 Milliarden Rubel.52 In der „Mitteilung der Außerordentlichen Staatlichen Kommission zur Ermittlung und Untersuchung der Untaten der faschistischen deutschen Okkupanten und ihrer Komplizen und des Schadens, den sie Staatsbürgern, Kollektivwirtschaften, gesellschaftlichen Organisationen, staatlichen Betrieben und Einrichtungen der UdSSR zugefügt haben“ vom 12. September 1945 wird angegeben, dass der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik ein materieller Schaden in Höhe von 285 Milliarden Rubel zugefügt worden ist. Damit war der Schaden in der Ukraine unter allen Sowjetrepubliken am größten und lag auch noch vor dem Schaden der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (249 Milliarden Rubel).53

Die deutschen Nazis
waren die Hauptverbrecher –
Die Kollaborateure waren Kollaborateure

Ein durchaus wesentliches Kapitel – nicht nur in der Ukraine – ist die Haltung zu den von den Nazi-Faschisten ausgebildeten und gekauften, benutzten, manchmal auch drangsalisierten und auf Linie gebrachten Kollaborateuren. In jedem überfallenen Land waren die Nazi-Eroberer nämlich erstrebt, Teile der überfallenen Bevölkerung als Kollaborateure auf ihre Seite zu ziehen, in ihren Dienst zu nehmen, sie für Informationen und oft genug als ausführende Organe ihrer Verbrechen einzusetzen. Diese Methode wurde von Norwegen bis Griechenland angewandt, auch in der Ukraine.

Es macht keinen Sinn, dieses für die Herrschaft der Nazis wichtige Kapitel auszuklammern. Diese von den Nazis angeleiteten Verbrechen der Kollaborateure, das unterstreichen wir als kommunistische Kräfte in Deutschland ganz besonders, sind in erster Linie als Verbrechen dem deutschen Imperialismus anzulasten. Wie schon einleitend knapp erwähnt, bekämpfen wir strikt jedes Manöver unter Verweis auf die Kollaborateure die Verantwortung für diese Verbrechen von den Schultern des deutschen Imperialismus zu nehmen.

Dabei ist durchaus klar, dass die antifaschistischen Kräfte in allen Ländern von Frankreich bis in die Ukraine ihren Kampf gegen diese Kollaborateure als Teil ihres Kampfes gegen den deutschen Imperialismus geführt haben und sie auch nach 1945 den Umständen entsprechend aus guten Gründen zur Rechenschaft gezogen haben.

Die nachfolgend ausführlich dargestellten Verbrechen der ukrainischen faschistischen Kollaborateure müssen in diesem Kontext verstanden werden.

Im Falle der Ukraine hatten die staatlichen Stellen in Deutschland schon vor dem Nazi-Überfall mit den ukrainischen Faschisten Kontakte hergestellt. Da bestand bereits eine langjährige Zusammenarbeit. Dies ist ein eigenes Kapitel, das umfangreich dokumentiert ist.54 Dabei spielten ukrainische Mordbanden eine ganz besondere Rolle. Diese waren seit 1918 im konterrevolutionären Terror gegen die sozialistische Sowjetunion geübt und verübten unter nationalistischer Flagge Verbrechen im östlichen Teil des polnischen Staats.

Seit 1921 bestanden sehr enge Kontakte des deutschen Imperialismus, namentlich der sog. „Abwehr“ zu der konterrevolutionären „Ukrainischen Militär-organisation“. Seit ihrer Entstehung im Jahr 1929 arbeitete der deutsche Imperialismus gerade auch mit der faschistischen OUN („Organisation Ukrainischer Nationalisten“) zusammen.55 Nach 1933 intensivierte die Nazi-Führung die Aktivitäten, um die ukrainischen Nationalisten für ihren vorbereiteten Raub- und Vernichtungskrieg zu instrumentalisieren. Nach der Spaltung der OUN 1940 in den Flügel unter Führung Banderas (OUN-B) und den Flügel unter Führung von Banderas Widersacher Mel’nyks (OUN-M) wurde die Zusammenarbeit mit beiden Teilen fortgesetzt.

Der deutsche Imperialismus hatte seine eigenen Ziele, die nicht immer mit den Zielen der ukrainischen Faschisten in Einklang waren. Eine Konstante in der Ideologie und Politik der OUN-Nationalisten war ihr Antisemitismus, ihr antipolnischer Hass und ihr extremer Antikommunismus, ihr konterrevolutionärer Hass gegen die sozialistische UdSSR. Darin stimmten sie mit den deutschen Nazis zutiefst überein. Allerdings wollten sie auf dieser Basis eine „unabhängige Ukraine“. Darüber gerieten sie mit den Nazis teilweisen in einen Konflikt.

Auch innerhalb der Nazi-Führungsriege gab es verschiedene Ansichten, wie die Ukraine unterdrückt werden soll. Nazi-Kräfte um den Statthalter des „Reichskommissariat Ostland“ Rosenberg plädierten dafür, auf den eroberten Gebieten der UdSSR unter Dominanz des deutschen Imperialismus nationalistische Teilstaaten zu bilden, in der Art des Ustascha-Regimes in Kroatien oder des Tiso-Regimes in der Slowakei. Hitler stellte aber schon vor dem Überfall auf die Sowjetunion am 9. Mai 1941 im engen Kreis klar:

„Ich warne Sie vor dem Gedanken, mit dem ukrainischen Nationalismus zu spielen. Mich interessiert die Ukraine nur als Reservoir, das wir so brauchen wie andere Kolonialvölker ihre Kolonien. Nationale Ambitionen sind da nur störend.“56

Ausbildung ukrainischer Nazi-Kollaborateure vor dem Nazi-Überfall auf die UdSSR

In der Phase der Vorbereitungen des Nazi-Überfalls auf die sozialistische UdSSR trafen die Nazis Maßnahmen, um die mit den Nazis kollaborierenden Nationalisten der OUN auf ihre mörderischen Aufgaben vorzubereiten.

Bereits im Vorfeld des Überfalls auf Polen war bei der Abteilung II (Sabotage/Spionage) des Amtes Ausland/Abwehr des OKW eine Wehrmachtsformation mit der Bezeichnung „Brandenburg“ aufgestellt worden. Deren Aufgaben waren Spionage, Sabotageeinsätze, Kommandounternehmen, Mord und Nazi-Terror. Als Vorauskommando sollte diese Einheit die Vormarschwege sichern. Sehr oft trugen die Angehörigen dieser Einheit Uniformen der gegnerischen Soldaten.

In den Monaten vor dem Nazi-Überfall auf die UdSSR wurden als Sondereinheiten der Nazi-Wehrmacht die ukrainischen Bataillone „Nachtigall“ und „Roland“ aufgestellt, die vor allem aus OUN-Leuten bestanden. Sie wurden im „Lehrregiment Brandenburg“ ausgebildet. Das Bataillon „Nachtigall“ wurde in Schlesien, in der Nähe der Stadt Liegnitz, auf dem Truppengelände Neuhammer formiert. Es umfasste zu Beginn etwa 400 Mann. Die „Nachtigall“-Soldaten trugen Wehrmachtsuniformen. Die Schulterstücke waren in den ukrainischen Nationalfarben blau-gelb.

Die Bataillone „Nachtigall“ und „Roland“ wurden als Sonderverbände der „Brandenburg“-Einheit unterstellt. Das „Nachtigall“-Bataillon wurde offiziell von Major Tur Tschuchewitsch kommandiert. Tatsächlich aber wurde es von Theodor Oberländer kontrolliert. Oberländer war später in der Bundesrepublik von 1953 bis 1960 „Vertriebenenminister“ und seit 1957 Mitglied des Bundestages.

Ab Januar 1941 wurden auch so genannte Marschgruppen aufgestellt, die sich aus OUN-B und OUN-M rekrutierten. Sie sollten als Dolmetscher, Sanitäter, im Transport oder in Instandsetzungswerken mit oder gleich hinter der Nazi-Wehrmacht vorrücken. Ihre Aufgabe war die Unterstützung der Nazi-Verwaltung, das Knüpfen von Kontakten mit anderen antisowjetischen Nationalisten vor Ort usw.57

Mit ihrer Ortskenntnis sollten die ukrainischen Kollaborateure beim Vordringen der Nazi-Wehrmacht wichtige Militär-, Verwaltungs-, Verkehrs- und Nachrichten- sowie Wirtschaftsobjekte, insbesondere Versorgungslager in ihre Gewalt bringen und sie vor der Zerstörung durch die Rote Armee schützen. Insbesondere sollten sie aber an der Durchführung der Nazi-Verbrechen teilnehmen.

Teilnahme am Massenmord in Lwow

Am 27. Juni 1941 hatte sich die Rote Armee nach heftigen Kämpfen aus Lwow zurückgezogen. In der Nacht vom 29. zum 30. Juni 1941 zog das 1. Bataillon der „Brandenburger“ in die Stadt ein. Kurze Zeit später folgte das angegliederte ukrainische Bataillon „Nachtigall“.

Vom 30. Juni bis zum 5. Juli war „Nachtigall“ an den Massenmorden in Lwow beteiligt. Ermordet wurden Polinnen und Polen, Funktionäre der Sowjetmacht und vor allem jüdische Bewohnerinnen und Bewohner. Das aus ukrainischen Nazi-Kollaborateuren bestehende „Nachtigall“-Bataillon organisierte eine regelrechte Hetzjagd auf die jüdische Bevölkerung in Lwow. Jüdische Quellen gehen von 4.000 jüdischen Opfern dieses Massenmords in Lwow aus.58

Im Tagebuch eines SS-Einsatzkommandoangehörigen heißt es:

„Hunderte von Juden… mit blutüberströmten Gesichtern, Löchern in den Köpfen, gebrochenen Händen und heraushängenden Augen laufen die Straße entlang. Einige blutüberströmte Juden tragen andere, die zusammengebrochen sind. Am Eingang der Zitadelle stehen Soldaten mit faustdicken Knüppeln und schlagen hin, wo sie treffen. Am Eingang drängen die Juden heraus, daher liegen Reihen von Juden übereinander wie Schweine und wimmern sondergleichen, und immer wieder traben die hochkommenden Juden blutüberströmt davon. Wir bleiben noch stehen und sehen, wer das Kommando führt. ‚Niemand‘. Irgendjemand hat die Juden freigelassen. Aus Wut und Hassgefühl werden nun die Juden getroffen. Nichts dagegen, nur sollten sie die Juden in diesem Zustand nicht herumlaufen lassen.“59

Keine „Unabhängige Ukraine“ unter deutscher Herrschaft

Der Nazi-Kollaborateur Bandera hatte seine Leute in der Stadt auf den Tag der Nazi-Okkupation vorbereitet: Überall tauchten seine Anhänger mit blau-gelben Armbinden auf, um angeblich für „Ordnung“ zu sorgen. Die Bandera-Milizen übernahmen mit Billigung der Nazi-Besatzer Polizeiaufgaben, besetzten städtische Einrichtungen, den Rundfunksender, Postfilialen und Banken.

Doch als die Bandera-Kollaborateure in Lwow am 30. Juni 1941 über Radio die „Wiedererrichtung einer unabhängigen Ukraine“ verkündeten, war das nicht nach den Plänen der Nazis. Bandera wurde von der SS verhaftet. Er und andere OUN-Führungskräfte kamen ins KZ Sachsenhausen, wo sie in einem Sonderblock für prominente Häftlinge in „Ehrenhaft“ genommen wurden. Von den Bandera-Leuten errichtete Administrationen und Milizen wurden weitgehend aufgelöst.

Dennoch waren die deutschen Nazi-Besatzer auf die Unterstützung durch ukrainische Kollaborateure angewiesen. Zehntausende ukrainische Hilfskräfte standen unter deutschem Militärbefehl.60 (Siehe auch Kasten: „Trawniki“ – Hilfskräfte der Nazis bei der Durchführung des Holocaust)

„Wir müssen uns den Anschein geben, dass wir gegen die Deutschen sind“

Der Kriegsverlauf seit der Niederlage der Nazi-Armee in Stalingrad veranlasste die OUN-B-Kollaborateure, verbal auf Distanz zu Nazi-Deutschland zu gehen. Das kam 1943 in einer Resolution der Zentralleitung der OUN-B zum Ausdruck, die in einem Bericht von sowjetischen Partisanen folgendermaßen zusammengefasst wurde:

„Der Feuerschein Stalingrads hängt wie ein Damoklesschwert auch über dem ukrainischen Bürgertum. Im Verlaufe des Krieges ist ein unangenehmer Augenblick für den ukrainischen Nationalismus eingetreten. Wir müssen uns umorientieren. Wir haben unser Schicksal zu offenkundig mit Hitler verknüpft. Wir müssen uns den Anschein geben, dass wir gegen die Deutschen sind. Im anderen Fall würde sich kein Ukrainer finden, der uns vertrauen würde.“61

Hinzu kam die zunehmende Stärke der sowjetischen Partisaninnen und Partisanen im Kampf gegen die deutschen Okkupanten auch in der Ukraine. Die Partisanenverbände von Fjodorow, Kowpak, Werschigora, Saburow, Naumow und andere wurden von der Bevölkerung der Ukraine zunehmend unterstützt.

An der realen Kollaboration der OUN-B mit den Nazis änderte das nichts Entscheidendes. Im Gegenteil, die OUN-B und auch die OUN-M verstärkten trotz ihrer teilweisen Zwistigkeiten mit den Nazi-Machthabern ihre reale Unterstützung für die Nazis. Zum Beispiel waren 1943/44 ukrainische Nationalisten in der Region Wolhynien die größte Gefahr für die jüdische Partisanenabteilung „Woroschilow“ des Fjodorow-Partisanenverbandes, die einen großartigen Beitrag leistete im Kampf zum Schutz der von Pogromen und Massakern bedrohten polnischen Bevölkerung, indem sie u.a. polnische Familienlager in den Wäldern aufbaute.62

A. N. Saburow, ein führender sowjetischer Partisan in der Ukraine, berichtet: Als Godunko, ein Führer der Bandera Banden entgegen dem kategorischen Verbot seiner Banden-Chefs doch den Kampf gegen die faschistischen Okkupanten aufgenommen hatte, verurteilte ihn daraufhin ein Bandera-Gericht zum Tod. Er sollte gevierteilt werden. Godunko konnte fliehen und schloss sich nach längerer Entscheidungszeit den sowjetischen Partisanen an, wo er im bewaffneten Kampf gegen die Nazis fiel.63

1943 gründeten die OUN-B-Kollaborateure die „Ukrainische Aufständische Armee“ (UPA). Die UPA war der verlängerte Arm der OUN-B. Die größte Stärke erreichte die UPA Anfang 1944 laut bürgerlichen Historikern mit über 30.000 Mann. Nazi-Berichte vom November 1944 gehen von einer Stärke von 80-100.000 aus.64 Zwar wurden von der UPA bisweilen auch zivile Einrichtungen der Nazi-Machthaber überfallen. Es gab mit der Nazi-Wehrmacht jedoch so gut wie keine größeren militärischen Konfrontationen. Mit aller Härte unterstützten die Bandera-Kollaborateure die Nazi-Okkupanten bei der Ermordung der jüdischen Bevölkerung und im Krieg gegen die sowjetischen Partisanenverbände.

Bis 1943 hatten die Nazis fast alle Juden in der Ukraine ermordet, derer sie habhaft werden konnten. Die Bandera-Kollaborateure halfen den Nazis mit ihrer großen Ortskenntnis besonders bei der Ermordung der jüdischen Menschen, die vor den Nazi-Erschießungen und Deportationen in die Vernichtungslager hatten fliehen können und sich in Wäldern und Bergen verbargen.65 Die Bandera-Kollaborateure ermordeten Tausende jüdische Menschen. Ein OUN-UPA-Bericht vom 20. September 1943 gibt als Vollzugsmeldung aus dem südlichen Wolhynien bei Horynka bekannt:

„[Juden] Beinahe vollständig liquidiert, in kleinen Gruppen oder einzeln, verbergen sie sich in den Wäldern und warten auf eine Änderung der politischen Situation. Wir liquidierten eigenhändig in dem Gebiet Horynkas sieben Juden und eine Jüdin.“66

Auch unter bürgerlichen Historikern gilt es zudem als unumstritten: Die UPA ging vor allem ab Frühjahr 1943 zu gezielten Mordaktionen gegen Polen und sowjetische Partisanen über.Die polnische Bevölkerung überlebte die Massenmorde in Wolhynien und Ostgalizien nur in größeren Städten. Die von der UPA durchgeführten Mordzüge kosteten nach Schätzungen bürgerlicher Historiker bis zu 90.000 Polen und Polinnen das Leben.67

Immer stärker verlegte die UPA ihre mörderischen Aktivitäten auf den Kampf gegen die sowjetischen Partisaneneinheiten. Die Bandera-Kollaborateure töteten jede Person, die sie für „rot“ bzw. pro-sowjetisch hielten.68

Ukrainische SS-Division „Galizien“ und offenes Bündnis der Bandera-Leute mit den Nazi-Okkupanten

Ende April 1943 begann die SS im „General-gouvernement“ für eine SS-Einheit „Galizien“ zu werben, um gegen den „Bolschewismus“ zu kämpfen. An die 80.000 junge Ukrainer meldeten sich, darunter insbesondere Mitglieder der OUN-M. Zehntausende kamen bei der SS-Galizien zum Einsatz.69

Doch auch die OUN-B, die eine Zeit lang verbal zu den Nazi-Machthabern auf Distanz gegangen war, ging 1944 eine Art offizielles Bündnis mit den Nazi-Okkupanten ein. Dies fand seinen Ausdruck darin, dass Bandera und andere OUN-Führer am 27. September 1944 aus ihrer „Ehrenhaft“ im KZ Sachsenhausen entlassen wurden. Die OUN-B-Führung begann unverzüglich Gespräche mit den Nazis über ein offizielles Bündnis. Auf Initiative Banderas, Mel’nyks und anderer wurde im November 1944 das „Ukrainische Nationalkomitee“ gegründet, das am 12. März 1945 von der deutschen Nazi-Reichsregierung als „alleiniger Vertreter des ukrainischen Volkes“ anerkannt wurde.70

Bereits vom 20. Januar 1944 an finden sich im Kriegs-tagebuch der 4. Panzerarmee der Nazi-Wehrmacht regelmäßige Meldungen der OUN-UPA zu Standorten der Roten Armee und sowjetischer Partisanen. Im Februar 1944 verwandte man in Nazi-Berichten aus Wolhynien mit Selbstverständlichkeit Informationen über „sowjetische Banden“, die von der OUN-UPA stammten. „Durch Verhandlung mit nat.ukr. Bandenführer im Raum Werb[a] Zusammenarbeit wie bekannt gewährleistet“, schreibt z. B. die SS-Formation „Kampfgruppe Prützmann“.71

Ein Beispiel für die Henkersdienste der OUN-UPA-Kollaborateure war der Massenmörder Iwan Lukjanjuk. Dieser wurde im Februar 1944 als eingeschleuster Agent der UPA im Partisanenverband von Alexej Fjodorow entlarvt. Er gab vor seiner Hinrichtung zu, dass er bei den Nazis und dann bei der UPA an der Ermordung von mehreren Tausend sowjetischen Bürgerinnen und Bürgern beteiligt war.

Es wird auch von weiteren ukrainischen nationalistischen Banden berichtet, z.B. der Bande von Ustin Kusmenko, der sich „Leiter der ukrainischen Kampfgruppe des Gebietes von Kusmin-Kaschirski“ nannte. Als diese Bande anfing, „ihr“ Gebiet von polnischen Menschen zu „säubern“, wurde die Kusmenko-Bande von zwei Bataillonen sowjetischer Partisanen unter Führung von Fjodorow vernichtet. (Siehe auch Kasten: Teilnahme von Volksdeutschen in der Ukraine
an den Nazi-Verbrechen
)

Während der Zeit der Befreiung der Ukraine durch die Rote Armee und danach: Mordaktionen der OUN-UPA

Im November 1943 befreite die Rote Armee Kiew und drang bis in die Westgebiete der Ukraine vor. Die Sowjetregierung sicherte Straffreiheit zu, wenn die UPA den Kampf einstellen würde. Aber große Teile bewaffneter Formationen der UPA und andere nationalistische Gruppen setzten den Kampf gegen die Rote Armee offen oder verdeckt fort. Sie terrorisierten die ländliche Bevölkerung, überfielen kleine Gruppen von Rotarmisten, führten Scharmützel mit Partisaninnen und Partisanen durch und verübten Anschläge auf sowjetische Partei- und Staatsfunktionäre.

In den Sommermonaten 1944 erreichten Terror und Einschüchterung der ländlichen Bevölkerung durch ukrainische Nazi-Kollaborateure ihren Höhepunkt. Hauptangriffspunkt zu dieser Zeit war die Mobilisierung von Wehrpflichtigen für die Rote Armee. Sie sollten stattdessen in die UPA eintreten oder zu den Deutschen überlaufen. Alle, die sich für den Dienst in der Roten Armee einsetzten, sollten einer Direktive der UPA zufolge liquidiert werden. Von „Erschießen“, „Erhängen“, „Erschlagen“ und auch „Vierteilen“ war die Rede. Trotz dieser Drohungen der UPA traten in den befreiten westlichen Gebieten der Ukraine Zehntausende als Freiwillige in die Rote Armee ein. Fast 400.000 Rotarmistinnen und Rotarmisten und 20.000 Partisaninnen und Partisanen ukrainischer Nationalität erhielten bis Kriegsende militärische Orden und Medaillen für den Kampf gegen die Okkupanten.

Die Verbrechen der ukrainischen Kollaborateure fanden in hohem Maß unter Anleitung der deutschen Nazis statt. Mit dem Vormarsch der sowjetischen Truppen verstärkten die Nazi-Faschisten in den befreiten rückwärtigen Gebieten Sabotage- und Terrorhandlungen durch abgesetzte Agenten. Diese Agenten, vorwiegend ukrainische Nationalisten, die zumeist sowjetische Soldaten- und Offiziersuniformen trugen, sollten mal als „Angehörige der Roten Armee“, mal als UPA handeln und einen Kleinkrieg im Hinterland führen. Sie sollten auch antisowjetische Propaganda betreiben. Eine führende Rolle spielte dabei das Nazi-Frontaufklärungskommando (FAK). Allerdings wurden die meisten dieser Agentengruppen zerschlagen, einige stellten sich den sowjetischen Sicherheitsorganen.

Die Rote Armee bekämpfte im Laufe des Jahres 1944 die UPA immer erfolgreicher, so dass sie sich schließlich in das Karpaten-Gebiet zurückziehen musste. Von der Roten Armee bzw. den sowjetischen Partisanen wurden laut sowjetischen Berichten bis zum Juni 1945 über 90.000 UPA-Mitglieder oder andere konterrevolutionäre ukrainische Kräfte getötet und 93.000 gefangengenommen.72

Nach der militärischen Zerschlagung des Nazi-Faschismus dauerte es noch bis 1948, bis die im Untergrund konterrevolutionär gegen die Sowjetmacht agierenden Reste der Nazi-Kollaborateure in der Ukraine völlig zerschlagen waren.

***

Nach 1945 kam in Westdeutschland das Kapitel der ukrainischen Faschisten als Helfer der deutschen Nazis wieder hoch. Konkret ging es um die juristische Verfolgung der Mordtaten in Lwow gegen die dortige jüdische Bevölkerung. Dort hatten die OUN-Kollaborateure – wie gezeigt – sich massiv an Massakern an der jüdischen Bevölkerung beteiligt.

Es lag auf der Hand, dass die deutschen Nazis als Drahtzieher und Auftraggeber dabei die entscheidende Kraft waren, die ihrerseits die ukrainischen Faschisten in die Nazi-Wehrmacht integriert hatten. Gleichzeitig war unabweisbar, dass es diese ukrainischen Faschisten des Bataillons „Nachtigall“ der Nazi-Wehrmacht waren, die in Lwow Tausende Menschen erschossen, erschlugen und verbrannten. Oberländer, einer der Hauptverantwortlichen dieser Naziverbrechen und nach 1945 „Vertriebenen-Minister“ im Kabinett Adenauers, erklärte, es wären allein die ukrainischen Faschisten gewesen. Die ukrainischen Faschisten wiederum auch nach 1945 als antikommunistische Kraft im Kampf gegen die sozialistische Sowjetunion immer noch begehrt versicherten ihrerseits, sie hätten damit im Grunde gar nichts zu tun. Beides war selbstverständlich gelogen. Herr und Diener hatten gemeinsam gemordet und geraubt.

III. Zum Kampf der Partisaninnen und Partisanen
und zum Widerstand in der Ukraine

Der mörderischen Herrschaft und den Verbrechen der Nazi-Faschisten und ihrer Helfer wurde in der Ukraine zunehmend Widerstand entgegengesetzt. Dieser formierte sich insbesondere in den Aktionen der Partisanenbewegung, nahm darüber hinaus aber vielfältige Formen an.

Beispiele des bewaffneten Widerstands in der Ukraine

Jarmolinzy: Todesmutiger bewaffneter Kampf der
jüdischen Bevölkerung

In der ukrainischen Kleinstadt Jarmolinsky leistete die jüdische Bevölkerung zwei Tage lang Widerstand. Sie hatte sich bereits vor dem Einmarsch der Nazi-Truppen rechtzeitig mit Waffen versorgt und im Kasernengelände der Stadt verbarrikadiert. Den ersten ukrainischen Polizisten, der eindrang, um sie zu verschleppen, erschlugen sie. Seinen Leichnam warfen sie zum Fenster hinaus. Es kam zu einem Schusswechsel, bei dem es ihnen gelang, weitere Polizisten zu töten. Am folgenden Tag trafen LKWs mit Polizei-Verstärkung aus den Nachbargebieten ein. Erst gegen Abend, als den mutigen Verteidigern die Munition ausgegangen war, gelang den Belagerern das Eindringen in die Kaserne. Sie mordeten drei Tage lang. Den Kämpfenden gelang es noch, 16 Polizisten, darunter den Polizeichef, und fünf deutsche Nazis zu töten. In einigen Gebäuden hatten die Verzweifelten den Freitod gewählt und stürzten sich aus den Fenstern. Eine junge Frau rief bereits auf dem Fensterbrett stehend: „Es lebe die Rote Armee! Es lebe Stalin.“73

Odessa: Der Hafenarbeiter Konstantin Spandenko und die Kampfgruppe der Kantorowicz-Schwestern

Der ukrainische Hafenarbeiter Konstantin Spandenko verübte mit seinen Genossinnen und Genossen mehrere mutige Überfälle auf das Gefängnis in Odessa, in dem Tausende von Jüdinnen und Juden eingesperrt waren. Einigen gelang es dadurch, sich zu den Partisanen durchzuschlagen.

Die beiden jüdischen Schwestern Jelena und Olga Kantorowicz, ihr Bruder, dessen Freund Skuli, ein griechischer Mitarbeiter der Post und einige weitere Unterstützer bildeten den festen Kern einer Kampfgruppe gegen die faschistischen Besatzer. Zweimal verhaftet und „wegen Zugehörigkeit zum Judentum“ angeklagt, gelang es den Schwestern, sich zu befreien und Verbindungen zu Partisanengruppen in den verlassenen Odessaer Steinbrüchen herzustellen. Im Keller ihrer Stadtwohnung verbargen sie ein Radio und eine Schreibmaschine. Von dort vervielfältigten sie Meldungen des Sowjetischen Informationsbüros. Die Meldungen gelangten in die Straßenbahnen, in die Bäckereien, ins Kino und sogar – in Brot eingebacken oder in Kleider gewickelt – ins Gefängnis.74

Sarny: Bewaffnete Revolte im Ghetto

Im Ghetto von Sarny hatte eine Untergrundorganisation Gewehre und einige Revolver organisiert sowie ein paar Granaten beschafft und plante einen Massenausbruch. Am 27. August 1942 wurde ein Teil der Jüdinnen und Juden in Gruppen zu einer Grube geführt. Der geplante Massenausbruch, dem ein Angriff auf die ukrainische Polizeiwache innerhalb des Ghettos, die Sprengung des städtischen Elektrizitätswerks und eine allgemeine Feuersbrunst vorausgehen sollte, wurde aber denunziert. Deshalb mussten die Kämpferinnen und Kämpfer unter den denkbar schlechtesten Bedingungen losschlagen. Nachdem die ersten 500 Jüdinnen und Juden erschossen worden waren, zerstörten zwei Ghetto-Bewohner den Stacheldraht mit einer Axt und einer Metallschere. Andere Mitkämpfer zündeten drei Gebäude an. Die Nazis und ihre ukrainischen Hilfspolizisten ermordeten dann an Ort und Stelle 2.500 Menschen, doch 1000 gelang die Flucht. Rund 400 konnten sich den lokalen Partisanenverbänden anschließen.75

Pawlograd: Aufstand der Untergrundkämpferinnen und -kämpfer

Infolge der Offensive der Roten Armee waren die Nazi-Besatzer Anfang 1943 gezwungen, nur einen relativ geringen Teil ihrer bewaffneten Nazi-Truppen in der ukrainischen Stadt Pawlograd zu lassen. Die antinazistischen Kampfgruppen im Untergrund bildeten Ende 1942 ein Kommando. Dieses stellte sich die Aufgabe, die Bevölkerung vor der Verschleppung zur Sklavenarbeit nach Deutschland zu schützen und die Rote Armee bei der Befreiung der Stadt zu unterstützen. Am 10. Februar 1943 wurden die gesamten Partisanen-Kampfgruppen des Gebietes zusammengezogen. Um die Nazi-Truppen zu desorganisieren, wurden am 12. Februar in der ganzen Stadt Flugblätter geklebt. Darauf war zu lesen, dass Pawlograd bereits von der Roten Armee umzingelt sei. Nazi-Polizisten begannen zu flüchten. Das demoralisierte die Angehörigen anderer militärischer Formationen der Nazi-Garnison noch mehr. Sie bemerkten jedoch, dass sich in einer Lederfabrik rund 20 Untergrundkämpferinnen und –kämpfer zusammengezogen hatten. Rund 300 Nazi-Soldaten und massive Artillerie nahmen die umzingelte Fabrik unter Beschuss. Die Partisaninnen und Partisanen verteidigten sich, so gut sie konnten. Sie nahmen noch 150 Nazi-Soldaten mit ins Grab, bevor sie alle ermordet wurden. Ihr Kommandeur I. Nesterenko, schrieb folgenden Satz an die Wand der Lederfabrik: „Wir waren 21. Hielten stand bis zum Tod. Gehen zugrunde, aber ergeben uns nicht.“

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich unter der unterdrückten Zivilbevölkerung der Stadt die Kunde vom mutigen Kampf in der Lederfabrik. Allerdings waren nun auch die Nazis misstrauisch geworden und die Aufständischen mussten ihren Aufstandsplan vorziehen. Die Kampftruppen verfügten über 500 bewaffnete und 800 unbewaffnete Kämpferinnen und Kämpfer, darunter zahlreiche aus Nazi-KZs geflohene Rotarmistinnen und Rotarmisten. In Erwartung der baldigen Ankunft der Roten Armee begannen sie in der Nacht vom 16. Februar den bewaffneten Aufstand in Pawlograd früher als geplant. An den Straßenkämpfen beteiligten sich große Teile der Stadtbevölkerung. Es gelang ihnen auch, die Nazi-Truppen innerhalb der Stadt zu bezwingen. Auch Unterabteilungen der Roten Armee gelang es, nach Pawlograd durchzubrechen. Aber die Nazis bombardierten die Stadt fünf Tage lang aus der Luft mit dem erklärten Ziel, die Stadt in Schutt und Asche zu bomben. Deshalb beschlossen die Aufständischen am 22. Februar, sich zurückzuziehen. Ein Teil schloss sich der Roten Armee an, der Rest blieb im Untergrund in der Stadt.76

Eupatoria: Partisaninnen und Partisanen bezwingen die Nazis

In der auf der Krim gelegenen ukrainischen Stadt Eupatoria war seit dem Einmarsch der Nazis 1941 eine Partisaneneinheit aufgestellt worden. Weitere Illegale verblieben in der Stadt und konzentrierten sich auf propagandistische Aktionen und die Versorgung der Partisaninnen und Partisanen mit allem Notwendigen. Gleichzeitig stellten sie Kampfgruppen auf, die militärisch ausgebildet und mit eigens herstellten Waffen ausgerüstet wurden. Im April 1944 nahm das Kommando der Kampfgruppen Verbindung mit den sich nähernden Truppen der Roten Armee auf. Am 12. April schließlich vernichteten die Kampfgruppen mit tatkräftiger Hilfe der Stadtbevölkerung die Nazi-Garnison. Die Nazi-Führung schickte Verbände zur Niederschlagung, doch die Aufständischen konnten sich bis zur Ankunft der Roten Armee verteidigen.77

Überblick über den machtvollen Partisanenkampf in der Ukraine

Rund 870.000 sowjetische Partisaninnen und Partisanen kämpften gegen die Nazi-Mörder und ihre Schergen, 220.000 von ihnen kämpften in der Ukraine.78 Der Partisanenkampf wurde unmittelbar nach dem Nazi-Überfall organisiert.

Bereits in seiner Rundfunkansprache vom Juli 1941 hatte Stalin die Grundzüge des Partisanenkrieges dargelegt, die dann im Beschluss des ZK vom 18. Juli 1941 „Über die Organisierung des Kampfes im Hinterland der deutschen Truppen“ konkretisiert wurden.79

In den besetzten Gebieten waren für die illegale Arbeit mehr als 65.000 Mitglieder und Kandidaten der KPdSU(B) sowie Zehntausende Komsomolzinnen und Komsomolzen zurückgeblieben. Ende 1941 waren mehr als 90.000 Partisaninnen und Partisanen in 2.000 Partisanenabteilungen organisiert.80 Sie unterstützten die Verteidigungs- und Angriffsoperationen der Roten Armee. Bereits im Mai 1942 waren die gesamten besetzten Sowjetgebiete vom Partisanenkrieg erfasst. Im gleichen Monat wurde der Zentrale Stab der Partisanenbewegung gebildet.

Zur Verstärkung der Partisanenbewegung wurde im September 1942 Woroschilow, General der Roten Armee, zum Oberbefehlshaber der Partisaninnen und Partisanen ernannt und es fanden Beratungen zur Ausweitung der Partisanenbewegung statt, deren Beschlüsse in der Presse veröffentlicht wurden. So schrieb die „Prawda“ am 14. November 1942:

„Lasst keinen deutschen Eisenbahnzug zur Front durch! Sprengt Militärzüge und Bahnkörper! Zerstört Brücken, Anlagen und Pumpstationen! Vernichtet Verpflegungslager! Unterbrecht die Nachrichtenverbindungen! Schlagt die Faschisten mit allen Mitteln! Stellt den Kampf gegen sie keinen Augenblick ein! Haltet die Faschisten in ständiger Furcht!“81

Wichtig war bei der Partisanenbewegung die Koordination der Kampfmaßnahmen mit den Operationen der Roten Armee und die Unterstützung durch die übrige Bevölkerung. Zentrale Aufgaben waren Kurierdienste, Desorganisierung des von den Nazis besetzten Gebiets, Vernichtung von Soldaten und Ausrüstungen der Nazi-Wehrmacht, Unterbrechung der Transport- und Nachschubwege sowie propagandistische Tätigkeiten wie die Herausgabe von Flugblättern, um die Bevölkerung über die Lage an den Fronten, den Kriegsverlauf und wichtige Dokumente der KPdSU(B) und der Sowjetregierung zu informieren.

In vielen Orten der Ukraine, die noch nicht okkupiert waren, fanden Lehrgänge zur Vorbereitung auf den Partisanenkampf statt. Die hier ausgebildeten Kader gingen anschließend in die besetzten Gebiete, um den bewaffneten Widerstand zu entfalten. Im Oktober 1941 gab es bereits 738 Partisanenabteilungen in der Ukraine.82 Der Kampf war vor allem in den ersten Monaten verlustreich.

Am Ende des Jahres 1942 unternahmen die zwei größten Abteilungen – die Abteilungen von Kowpak und Saburow – eine Operation, den sogenannten „Stalin-Streifzug“ in die westlichen Gebiete der Ukraine. Diese Operation wurde gleichzeitig mit der sowjetischen Offensive bei Stalingrad durchgeführt. Die Nazis verloren über ganze Gebiete zunehmend die Kontrolle. Allerdings waren die sowjetischen Partisaninnen und Partisanen vor allem in Teilen der Westukraine zugleich mit den Nazi-Kollaborateuren der OUN konfrontiert.

Die „Streifzüge“ der sowjetischen Partisanen-Einheiten brachten das nazifaschistische Hinterland durcheinander, verbreiteten unter den Nazi-Schergen das Gefühl der Unsicherheit selbst an den Plätzen, die sie für „sicher“ hielten und untergruben die Kampfmoral der deutschen Nazi-Truppen. Gleichzeitig spornte das die Widerstandskraft der Bevölkerung in den okkupierten Gebieten an, und es entstanden zahlreiche neue Partisanenabteilungen. Zudem konnten beträchtliche Aufklärungsergebnisse an die Rote Armee weiter geleitet werden. Diese Ermittlungen waren für die Vorbereitung der Offensiven der Roten Armee notwendig und von großem Gewicht. Von großer Bedeutung war zugleich die politische Arbeit unter der Bevölkerung. In Versammlungen, Aussprachen, durch Flugblätter und Zeitungen wurden die Menschen über die Kriegslage, die verbrecherische Raub- und Terrorpolitik der Nazis aufgeklärt.

Am 31. Juli 1942 erließ Himmler einen „Sonderbefehl“, in dem er anordnete:

„Aus psychologischen Gründen ist in Zukunft das von den Bolschewisten eingeführte und verherrlichte Wort ‚Partisan‘ nicht mehr zu gebrauchen. Für uns handelt es sich hier nicht um Kämpfer und Soldaten, sondern um Banditen, Franktireurs und kriminelle Verbrecher.“

Er erhoffe sich davon eine Trennung der Partisanen von der Zivilbevölkerung als „eine der wichtigsten Voraussetzungen für deren Vernichtung.“83 Die sowjetischen Partisaninnen und Partisanen machten dieses Nazi-Kalkül zunichte.

Auf dem Gebiet der Ukraine ragte der Kampf der sowjetischen Partisaneneinheiten unter Leitung von Kowpak und Saburow sowie auch von Fjodorow heraus.

■ Die Streifzüge der 1. Ukrainischen Partisanendivision „S. A. Kowpak“ führten durch 217 Kreise und 13 Gebiete, wobei ein Weg von 10.000 Kilometern zurückgelegt wurde. Bei einem Streifzug von dem Kiewer Gebiet bis zu den Karpaten im Sommer 1943 wurden 13 feindliche Garnisonen zerschlagen, 34 Bohrtürme und 2 Erdölraffinerien gesprengt sowie 50.000 Tonnen Erdöl vernichtet. Bei einem anderen Streifzug vom 5. Januar bis 1. April 1944 wurden in der Ukraine die Gebiete von Rowno, Wolynski und Lwow, in Polen die Lubliner und Warschauer Wojewodschaft sowie in Belorussland das Brester und Pinsker Gebiet durchquert. Dabei wurden unter anderem 24 Militärzüge der Nazis zum Entgleisen gebracht, 75 Panzer und Panzerspähwagen zerstört, 5 Flugzeuge, 16 Fabriken und 57 Eisenbahn- und Straßenbrücken vernichtet. 84

Partisaninnen der Partisanendivision „S. A. Kowpak“
Partisaninnen der Partisanendivision „S. A. Kowpak“

■ Die Partisaneneinheit unter Führung Saburows verfügte im Dezember 1941 über nicht mehr als 60 Kämpferinnen und Kämpfer. Bis April 1943 entwickelte sich daraus ein Verband mit 19 Abteilungen und über 3.300 Kämpferinnen und Kämpfern. Der Zustrom riss nicht ab, neue Abteilungen entstanden. Zu den Partisanen und Partisaninnen, die unmittelbar und aktiv in den Abteilungen kämpften, gehörten auch Tausende von Menschen aus der örtlichen Reserve, die aus taktischen Gründen oder auch weil es an Waffen fehlte ihren festen Wohnsitz in den Ortschaften hatten. Zwischen dem Verband Saburows und der als „Großes Land“ bezeichneten UdSSR gab es ständige Verbindungen über Funk und durch Flugzeuge. Die Aktionen und Pläne wurden eng mit der Roten Armee koordiniert. Allein zwischen dem 1. März und 26. Juni 1943 landeten im Bereich des Partisanenverbands 65 sowjetische Flugzeuge und 64 andere warfen ihre Lasten mit dem Fallschirm ab, Waffen, Munition, Sprengstoff und Medikamente. Den Nazis konnten erhebliche Schäden zugefügt werden. Allein im August 1943 brachte die se Partisaneneinheit 56 Nazi-Militärzüge zum Entgleisen. 1080 Nazi-Soldaten wurden getötet.85

■ Alexej Fjodorow, Kommandeur eines der größten Partisanenverbände in der Ukraine und Leiter eines illegalen Gebietskomitees der Kommunistischen Partei der Ukraine berichtet:

„Das Tschernigower wie das Wolynische Gebietskomittee vereinigten mehrere Tausend Kommunisten und Komsomolzen, die aus den einen oder anderen Gründen im Hinterland des Feindes geblieben waren, Hunderte von kommunistischen und Komsomol-Zellen, Dutzende von Partisanenabteilungen und Widerstandsgruppen. Das war eine sehr ernst zu nehmende Kraft.

Allein der Partisanenverband, den ich kommandierte, vernichtete über 25.000 deutsche Eindringlinge und Helfershelfer, brachte 683 Transportzüge mit Truppen und technischem Material (Panzern, Flugzeugen, Autos, Artilleriegeschützen) zum Entgleisen; ebenso flogen 8 Panzerzüge mit der ganzen Mannschaft in die Luft. Partisanen unserer Abteilung sprengten 47 Eisenbahnbrücken, 35 Kilometer Eisenbahndamm, 26 Erdölbasen und Brennstofflager, 39 Lager mit Munition und Kleidung; durch Minen, die unsere Partisanen gelegt hatten, flogen 12 Panzer und 87 Kraftwagen in die Luft. Das sind bei weitem nicht alle Verluste, die unser Partisanenverband dem Feind beigebracht hat.“86

Eine zentrale Aufgabe der Partisanenabteilungen war die systematische Zerstörung der Verkehrsverbindungen der Nazi-Armee. Dazu wurde zentral ein regelrechter „Schienenkrieg“ organisiert. In der Ukraine allein konnten die Partisanenverbände im ersten Halbjahr 1943 3200 Züge zum Entgleisen bringen, 3240 Lokomotiven zerstören sowie 234 Eisenbahnbrücken sprengen.87

Der Partisanenkampf nahm vielfältige Formen an. In Odessa existierte z. B. ein Netz von Katakomben, in dem die dortige Partisaneneinheit operierte. Im Moment der Befreiung Odessas durch die Rote Armee entstiegen 10.000 Partisanen den Katakomben.88 Die Nazi-Wehrmacht und die SS versuchten immer wieder mit so genannten „Großoperationen“ die Partisanenbewegung zu vernichten. Dabei gingen sie mit unvorstellbarer Brutalität und Grausamkeit vor. Die Bevölkerung ganzer Dörfer wurde ermordet. Ganze Ortschaften wurden abgebrannt und dem Erdboden gleich gemacht. So wurde Mitte Juni 1943 eine Großaktion gegen die im Hinterland der Nazi-Heeresgruppe Süd operierenden ukrainischen Partisanen vorgenommen. Der Hauptschlag wurde gegen das Gebiet im Norden von Shitomir geführt. Dort befanden sich starke Partisanenverbände. 40.000 Mann der Nazi-Truppen wurden eingesetzt. Doch der Stoß ging ins Leere. Es gelang den Partisaninnen und Partisanen, sich dem Zugriff des Nazi-Feindes zu entziehen.89

20.000-25.000 Mitglieder der Partisanenverbände waren Jüdinnen und Juden.90 Jüdische Menschen, die vor den Nazis fliehen konnten, errichteten in den Wäldern so genannte „Familienlager“. Diese wurden vielfach in Partisanenbrigaden eingegliedert. In Wolhynien kämpften zunächst 1.000 jüdische Partisaninnen und Partisanen in 35 bis 40 Gruppen in eigener Regie, bevor sie sich der sowjetischen Partisanenbewegung anschlossen.91

Als Erfolge der Partisanenbewegung in der Ukraine werden insgesamt folgende Zahlen genannt: Die Partisaninnen und Partisanen brachten etwa 5.000 Züge und mehr als 60 Panzerzüge zum Entgleisen, dabei wurden etwa 5.000 Lokomotiven und 50.000 Waggons vernichtet oder beschädigt. Die Partisaninnen und Partisanen zerstörten 2.200 Eisenbahn- und Straßenbrücken, 1.500 Panzer und Panzerspähwagen, 200 Flugzeuge, 700 Geschütze und etwa 15.000 Kraftfahrzeuge. 25 Flussübergänge über die Disna, den Dnepr und Pripjat wurden erobert und bis zum Eintreffen der Roten Armee gehalten. Außerdem wurden 16 Bezirksstädte eingenommen. Getötet oder verwundet wurden 460.000 Soldaten und Offiziere der Nazi-Armee.92

***

Aus gutem Grund wurde in dieser Stellungnahme in Kenntnis der aktuellen Krise in der Ukraine das Hauptgewicht auf die Verbrechen des deutschen Imperialismus in der Ukraine insbesondere in der Zeit des Zweiten Weltkriegs gelegt. Aus unserer Sicht ist das die unverzichtbare Voraussetzung für das Verständnis der Entwicklung der letzten 25 Jahre und der hochaktuellen angespannten Lage in der Ukraine, die gerade auch vom deutschen Imperialismus ausgeht.

Juni 2014

Endnoten

(1) Verhandlungen des Reichstags, 30. Januar 1939, S. 16 (2) Grossman / Ehrenburg: Schwarzbuch, S. 23 (3) Fakten dazu ohne weitere Quellenangaben in: Falin, V.: Zweite Front, S. 126, 495, 531 (4) Friedrich: Das Gesetz des Krieges, S. 781 (5) Desbois: Der vergessene Holocaust, S.7. Im Folgenden wird versucht die Nazi-Verbrechen auf dem Gebiet der heutigen Ukraine, die Krim mit eingeschlossen, darzustellen. Zu der unterschiedlichen Ausdehnung des ukrainischen Staatsgebiets, siehe den Kasten „Geschichte der Ukraine – Kurzer Überblick“. (6) Redaktionskollektiv: Große Sowjetenzyklopädie Bd. 2, S. 1895 (7) Siehe Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine, S. 224 (8) Siehe Desbois: Der vergessene Holocaust, S. 7 (9) Gutman: Enzyklopädie des Holocaust, S. 144 ff., siehe auch: Grossmann / Ilja Ehrenburg: Schwarzbuch, S. 43 ff. (10) Siehe: Tätigkeitsbericht der Propagandakompanie 637 vom 27.9.41 an das AOK (Armeeoberkommando). Zitiert nach: Krausnick: Hitlers Einsatztruppen, S. 207 bzw. S. 342 (11) Ereignismeldung UdSSR 132, NO-2830 – Dokument der Anklage beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946. Zitiert nach: Krausnick: Hitlers Einsatztruppen, S .9 (12) Grossman / Ehrenburg: Das Schwarzbuch, S. 51 f. (13) Zitiert nach: Sastawenko: Verbrecherische Ziele – verbrecherische Mittel, S. 341. Alle aus diesem Dokumentenband zitierten Dokumente sind dort mit einer genauen Archivquelle versehen, die wir nicht jeweils mit angeben. (14) Zitiert nach: Sastawenko: Verbrecherische Ziele – verbrecherische Mittel, S. 177f. (15) Ainsztein, Jüdischer Widerstand, S. 61 (16) Grossmann / Ehrenburg: Schwarzbuch, S. 33 (17) Zitiert nach: Langbein, Hermann: Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas, S. 84 (18) Zitiert nach: Kogon, der SS-Staat, S. 235 f. (19) Grossmann / Ehrenburg: Schwarzbuch. S. 187 (20) Gutman: Enzyklopädie des Holocaust, S. 11ff. (21) Der Nürnberger Prozess: Das Protokoll des Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher, S. 13537 (22) Gutman: Enzyklopädie des Holocaust, S. 1633 (23) Klee / Dressen: Der deutsche Vernichtungskrieg im Osten 1939 – 1945, S. 34 f. (24) NO-3258 – Dokument der Anklage im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946, Zitiert nach: Rose: Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma, S. 179 (25) Gutmann: Enzyklopädie des Holocaust, Band 1, S. 425 (26) Gutmann: Enzyklopädie des Holocaust, Band 1, S. 425 (27) Der Nürnberger Prozess: Das Protokoll des Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher, S. 8941 (28) Klee / Dressen: Der deutsche Vernichtungskrieg im Osten, S. 97f. (29) Bei den in diesem Abschnitt genannten Zahlen über den Nazi-Massenmord geht es um die Massenmorde an der gesamten Zivilbevölkerung in der Ukraine. Darin enthalten sind deshalb auch die zuvor in eigenen Abschnitten analysierten Massenmorde an der jüdischen Bevölkerung, den Roma sowie den Behinderten und Kranken. (30) Der Nürnberger Prozess: Das Protokoll des Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher, S. 338 (31) Redaktionskollektiv: Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion, Band 3, 406 bzw. Der Nürnberger Prozess: Das Protokoll des Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher, S. 338 (32) Zitiert nach: Sastawenko: Verbrecherische Ziele – verbrecherische Mittel, S. 180 (33) Zitiert nach: Sastawenko: Verbrecherische Ziele – verbrecherische Mittel, S. 108 (34) Zitiert nach: Ebenda, S. 111 (35) Zitiert nach: Ebenda, S. 112 (36) Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, Band I, S. 256 (37) Siehe den Hinweis ohne weitere Quellenangabe in: Schneider: Das ,Unternehmen Barbarossa‘, S. 55, siehe auch: Gutman: Enzyklopädie des Holocaust, S. 1657 (38) Berkhoff: Harvest of Despair, S. 91 (39) Siehe: Lower, Wendy, Nazi Empire-Building and the Holocaust in Ukraine, S. 65 (40) Siehe dazu: Ebenda, S. 102/103 (41) Zitiert nach: Sastawenko: Verbrecherische Ziele – verbrecherische Mittel, S. 233 (42) Zitiert nach: Ebenda, S. 230 (43) Redaktionskollektiv: Große Sowjet-Enzyklopädie, Band II, S. 1895 (44) Zitiert nach: Sastawenko: Verbrecherische Ziele – verbrecherische Mittel, S. 285 (45) Torzecki, Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht in der Ukraine, S. 263 (46) Wosnessenski: Die Kriegswirtschaft der UdSSR, S. 133 (47) Siehe: Redaktionskollektiv: Große Sowjetenzyklopädie Bd. 2, S. 1895 (48) Redaktionskollektiv: Große Sowjetenzyklopädie Band. II, S. 1895 (49) Zitiert nach: Sastawenko: Verbrecherische Ziele – verbrecherische Mittel, S. 345 (50) Der Nürnberger Prozess: Das Protokoll des Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher, S. 8361 (51) Torzecki, Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht in der Ukraine, S. 262 (52) Siehe den Hinweis dazu ohne weitere Quellenhinweise in: Kommission der Historiker der DDR und der UdSSR: Probleme der Geschichte des Zweiten Weltkriegs, S. 36 (53) Siehe dazu: Sastawenko:Verbrecherische Ziele – verbrecherische Mittel, S. 415 (54) Am ausführlichsten ist dies dokumentiert in: Bruder: „Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben!“ – Die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) 1929-1948, Berlin 2007 (55) Torzecki: Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht in der Ukraine, S. 246 (56) Zitiert nach: Thorwald, Jürgen: Wen sie verderben wollen, Stuttgart 1952, S. 22 f., in: Torzecki, Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht in der Ukraine, S. 251 (57) Torzecki, Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht in der Ukraine, S. 248 (58) Gutman: Enzyklopädie des Holocaust, S. 851. Die Nazi-Propaganda verbreitete, dass die Wachmannschaften der NKWD angeblich vor ihrem Rückzug aus Lwow mehrere Tausend Häftlinge umgebrachthätten. Diese Lügewird noch heute verbreitet. (59) Zitiert nach: Friedrich: Das Gesetz des Krieges, S. 797. Dort zitiert ohne weitere Quellenangabe. (60) Siehe dazu: Gutman: Enzyklopädie des Holocaust, S. 1073 f. (61) Werschigora, Pjotr: Im Gespensterwald, S. 513/514. (62) Ainsztein: Jüdischer Widerstand, S. 143 f. (63) Siehe Saburow: Partisanenwege, S. 177. (64) Bruder: Die Organisation Ukrainischer Nationalisten, S. 181/182. (65) Siehe dazu: ebenda, S. 155ff. (66) Zitiert nach: ebenda, S. 219 (67) ebenda, S. 212 (68) Siehe dazu: ebenda, S. 213ff. (69) ebenda, S.187/188. (70) ebenda, S. 228. (71) Zitiert nach: ebenda, S. 196. (72) Siehe dazu: ebenda, S. 231 f. (73) Grossman / Ehrenburg: Schwarzbuch, S. 75 (74) Grossman / Ehrenburg, Ilja: Schwarzbuch, S. 151 (75) Ainsztein: Jüdischer Widerstand, S. 82/83 (76) Klokow / Krawtchenko: Die Erhebung von Pawlograd und Eupatoria, S. 786 (77) Klokow / Krawtchenko: Die Erhebung von Pawlograd und Eupatoria, S. 789 (78) Ainsztein: Jüdischer Widerstand, S. 171 (79) Siehe dazu: Abraham: Großer Vaterländischer Krieg der Sowjetunion, S. 116 (80) Ohne weitere Quellenangaben zu finden bei: Abraham: Großer Vaterländischer Krieg der Sowjetunion, S. 117 (81) Zitiert nach: Redaktionskollektiv: Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion, Band 2, S. 563/564 (82) Siehe Kühnrich: Der Partisanenkrieg in Europa, S. 88 (83) Zitiert nach Kühnrich: Der Partisanenkrieg in Europa, S. 167. (84) Kühnrich: Der Partisanenkrieg in Europa, S. 240. (85) Siehe Kühnrich: Der Partisanenkrieg in Europa, S. 241ff. (86) Fjodorow: Das illegale Gebietskomitee, S. 7/8 (87) Kühnrich: Der Partisanenkrieg in Europa, S. 356 (88) Kühnrich: Der Partisanenkrieg in Europa, S. 239 (89) Siehe Kühnrich: Der Partisanenkrieg in Europa, S. 369/370 (90) Ainsztein: Jüdischer Widerstand, S. 171 (91) Gutman; Enzyklopädie des Holocaust, S. 1100 (92) Siehe Kühnrich: Der Partisanenkrieg in Europa, S. 526

Verwendete Literatur

Die fett hervorgehobenen Angaben entsprechen den Kurztiteln in den Endnoten

Kommunistische Literatur

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Später, Erich: In der Mördergrube – Die Bundesrepublik hat dem ukrainischen Nationalistenführer und Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera von Beginn an Asyl und politische Unterstützung gewährt, konkret 4/2014.

Torzecki, Ryszard: Die Rolle der Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht in der Ukraine für deren Okkupationspolitik 1941 bis 1944. In: Bundesarchiv (Hrsg.) Europa unterm Hakenkreuz. Okkupation und Kollaboration (1938 – 1945), Gräfenhainichen 1994.

Werschigora, Pjotr: Im Gespensterwald – Ein Tatsachenbericht, Berlin 1958.